2021 – Neustart.

Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich mir vorgenommen hatte diese Website hier zu bauen und live zu schalten. Und ja, es hatte sich trotzdem die letzten Jahre nicht wirklich viel verändert auf diesen Seiten. Schlimmer noch, man sah dem Projekt an, dass es nur halbherzig umgesetzt wurden, nach dem Motto: „jetzt habe ich angefangen, jetzt muss auch irgendetwas reingestellt werden!“. Also habe ich trotz all der vielen tollkühnen und extravaganten Ideen zum Bau dieser Seite, nur dilettantische …, na nennen wir es mal, „Kunst“ abgeliefert.

Wer hätte das gedacht, dass all jenes was für uns selbstverständlich und „normal“ war, nichts mehr zählt?

2019 waren meine Frau und ich noch dabei zu überlegen, ob wir nicht als Ganzjahrescamper in einen Wohnwagen ziehen sollte. Zu eintönig war unser Leben in der Wohnung die wir eigentlich nur noch bewohnten, um die Nacht dort zu verbringen. Wenn es die Zeit neben unserer Arbeit zuließ, waren wir entweder damit beschäftigt die notwendigen Besorgungen für die Woche zu tätigen oder wir gingen einfach so nur shoppen. Dabei blieb natürlich, wie man sich vorstellen kann, die Entspannung und die gewünschte Entschleunigung komplett auf der Strecke. Und Zeit mal so richtig raus in die Natur zu gehen blieb uns leider auch nur selten, obwohl wir direkt in der Nähe des Nordschwarzwaldes und dem Naturpark-Schönbuch wohnten. Grund dafür war unsere 6-Tage Woche im Einzelhandel und die Tatsache, dass lange Wocheneenden aufgrund der saisonalen Ausrichtung unserer Gartencenter in unseren neiden Baumärkten nicht wirklich drin waren. Die Idee mit dem Wohnwagen kam, da wir auf der einen Seite unabhängig sein wollten bei der Wahl unseres Wohnortes („man weiß ja nie wo einen evtl. der Job noch hin führt“). Und auf der anderen Seite sehnten wir uns nach dem Gefühl der Freiheit, das uns in unseren Urlauben mit unserem Zeltanhänger so nachhaltig übermannte und uns nur schwer wieder loslassen konnte.

Aber wie das halt so ist, wenn man versucht mit Konsum und Investitionen die Defizite seiner Karieresucht auszugleichen, es wird alles nur noch schlimmer und erdrückender!

2020 – das Jahr das alles auf den kopf stellte!

Tja, und dann war eh alles egal. Dann kam Corona und alles stellte sich sukzessive auf den Kopf. Worüber man am Anfang noch lachte und es als kurzzeitiges Ereignis betrachtete, entpuppte sich unterm Strich als lebens- und alltagsverändernder Albtraum. Dabei hatten wir noch Glück, denn unser Job im Baumarkteinzelhandel blieb in Baden-Württemberg erhalten. Im Gegenteil, er wurde für uns zur stressigsten und kräftezehrendsten Zeit des gesamten Berufslebens! Im Gegensatz dazu gab es um uns herum viele existenziell bedrohte Einzelschicksale. Dennoch wäre uns so manches mal eine vorübergehende Kurzarbeit, zumindest aus Sicht des „durchatmen können“, sicherlich willkommen gewesen. Dafür stimmte es finanziell. Besser noch, wir konnten trotz Corona eine berufliche Veränderung mitsamt Umzug zurück in die Heimat bewerkstelligen und auch unsere finanzielle Situation damit noch einmal verbessern. Ein kurioses Jahr!

Zufriedenheit lässt sich nicht erkaufen und Gesundheit noch viel weniger.

Und nun ist 2020 Geschichte. Corona allerdings noch lange nicht. Und obwohl sich kleine Hoffnungsschimmer am Horizont auftun weiß noch niemand, ob es sich dabei nicht um eine Fata Morgana handeln könnte.

Es geht nicht um den Sinn des Lebens. Es geht um unsere Einstellung zum Leben

Wenn uns diese Pandemie eines lehrt dann ist es nicht nur die Tatsache, dass wir das Leben schützen sollten – das wissen wir eigentlich schon durch all die anderen todbringenden Seuchen und Tragödien. Es ist vielmehr auch die Tatsache, dass wir eine total verkorkste Einstellung zum Leben und zum Tod haben.

Wir sind fast alle so aufgewachsen, dass Freiheit und die individuelle Entfaltung zu einem tragenden Fundament unseres Lebens wurde. Grenzen verschwanden sukzessive, Gesellschaften wuchsen zusammen (auch wenn man manches mal den Eindruck bekommen könnte das Gegenteil ist der Fall) und mit jedem Jahrzehnt schienen die Möglichkeiten, das Leben weiter ausbauen zu können, zu wachsen. Sorglosigkeit ist ein Gespenst unserer Zeit. Gerade auf medizinischer Seite merken wir das momentan auf sehr schmerzhafte Art und Weise. Bislang wähnten wir uns hierzulande in Sicherheit was medizinische Notfälle anging. Zugegeben, auch diese hatte ihre Grenzen. Aber alleine die belanglose Tatsache, dass uns ein ADAC Auslandsschutz für kleines Geld aus weitestgehend allen Problemlagen des Reiselebens holt, lässt erkennen, wie Sorglos das Leben für uns eigentlich war. Doch mit Corona ist das zumindest vorerst vorbei. Die Mischung aus Angst, Einschränkung, Bevormundung und damit einhergehender Wut und anscheinend länger andauernder Perspektivlosigkeit beherbergen ein schleichendes Gift für eine Generation, für die es immer nur aufwärts ging. Gepaart mit all den anderen „beiläufigen“ Themen wie Klimaerwärmung, politische Unruhen und Ungereimtheiten wird das Leben mitunter gerade sehr unangenehm.

Als ob das nicht schon reichen sollte, sind noch persönliche Schicksalsschläge aus unserem direkten Umfeld hinzugekommen, die uns noch stärker über unser Leben nachdenken ließen. Und diese waren nicht einmal Corona bedingt. Im Herbst 2019 erzählte mein damaliger Chef noch euphorisch wie sehr er sich auf seinen baldigen Ruhestand freuen würde und was er dann alles machen wolle. Ein halbes Jahr später erhält er nach plötzlich auftretenden Lähmungserscheinungen die Diagnose einer unheilbaren Nervenkrankheit. Die durchschnittliche Lebenserwartung ließen seine Ruhestandsvorsätze mit einem mal zerplatzen. —

Mitte 2020 erreichte uns dann die Hiobsbotschaft einer Kollegin, die sich mit ihrem neu gekauften Motorrad an einem sonnigen Wochenende durch einen Fahrfehler (sie hatte ihren Führerschein für das Motorad erst kurz vorher gemacht) in den Tod fuhr. Dabei fing sie in ihrer neuen Beziehung gerade erst an wieder glücklich zu sein. Und sie wurde nur ein paar Jahre älter wie ich. —

Ende 2020 verschwand ein Kollege meiner Frau kurzfristig in den Krankenstand. Diagnose: Gehirntumor. Keine zwei Monate später steht fest: es sieht verdammt schlecht aus! Ein Jahr zuvor hatte er meine Frau noch dabei unterstützt einen lang ersehnten Job in der Heimat zu bekommen. Auch er ist nur unwesentlich älter wie ich – steht mitten im Leben. —

Es mag sein, dass diese Verquickung von vielen schlechten Nachrichten in diesen Tagen eine besondere Gewichtung einnimmt. Und ja, ich schließe eine gewisse Art von Midlifecrisis bei mir auch nicht aus (mit 47 Jahren sei auch mir dies gestattet). Aber ich merke auch: so geht es nicht weiter. Alles für die finanzielle Zufriedenheit einzugehen ist sicherlich kein Allheilmittel. Und auch das Verschieben vor ersehnten Vorhaben auf eine spätere, sorglosere Zeit ist nichts anderes als ein persönlicher Betrug an seinen Bedürfnissen.

„CARPE DIEM“ – verdammt viel Tiefe für solch einen ausgelutschten Satz!

Ich weiß nicht wie es Euch geht, die ihr diese Zeilen hier lest. Für mich jedenfalls steht fest, dass sich etwas ändern muss. Viel zu häufig denke ich an die Zeit zurück in der ich gefühlt jedes Wochenende unterwegs war. Im Winter Radtouren durch den Schnee gemacht habe, bei Schneefall und Hochwasser eine Kanutour mit meinen Brüdern unternommen habe und teilweise alleine für mehrere Tage die Alpen und diverse Mittelgebirge durchgewandert habe. Erinnerungen wie die Küstentour mit meinem kleinen Bruder entlang der deutschen und dänischen Nordsee lassen in mir noch immer ein lächeln hervorkommen und Wehmut zugleich. Heute habe ich das nötige Kleingeld für hochwertiges und teilweise auch blödsinniges Equipment aber es fehlt die Zeit dieses einzusetzen. Zudem merke ich auch, dass ich die Energie, die ich als zwanzigjähriger hatte, heute nicht mehr so ohne weitere aufbringen werde. Das Aufschieben hat also ganz natürliche Grenzen.

Harzwanderung
Auf dem Brocken

Und hier schließt sich dann auch der Kreis zu dieser Website. Ich habe diese Seite eingerichtet um über das Reisen und die kleineren und größeren Abenteuer zu berichten. Ich fühle, dass die Zeit gekommen ist aus dieser Idee endlich ein ernstzunehmendes Lebensprojekt zu machen. Das ist mein Neustart 2021 und er wird garantiert noch so einige Veränderungen mit sich bringen. Ich habe da seit längere Zeit einiges auf der Agenda was umgesetzt werden will.

Mein Fazit: ich Lebe um zu leben und zu erleben und nicht nur um zu träumen!

Chris